- Als Gesundheits- und Ausstiegshilfe für Drogenabhängige -
In Freiburg könnte bald ein Drogenkonsumraum entstehen. Wenn der Gemeinderat am 16. Mai dem Plan zustimmt, wird die Stadt einen Genehmigungsantrag beim Sozialministerium stellen. Der Kontaktladen für Drogenabhängige in der Rosastraße 13 könnte im Herbst umgebaut und der darin geplante Drogenkonsumraum im Januar 2024 eröffnet werden. Das gaben Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach, Polizeidirektor Ulrich Hildenbrand und Ilja Wöllert, Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt Freiburg, heute (27.4.23) auf einer Pressekonferenz bekannt.
Dabei erläuterte EBM von Kirchbach: „Freiburg hat rund 230.000 Einwohner, das sind deutlich weniger als Mannheim oder Karlsruhe. Dennoch landen wir in der Statistik der Drogentoten in Baden-Württemberg regelmäßig auf Platz zwei, gleich hinter Stuttgart. Gemeinsam mit der Polizei und der AWO sehen wir hier einen hohen Handlungsbedarf, dem wir mit diesem Raum nachkommen wollen.“ Zusätzlich gelte es, die Situation der offenen Drogenszene im und um den Colombipark im Bereich der Gesundheitsvorsorge zu verbessern.
Im Juni 2022 beschloss die Landesregierung, Drogenkonsumräume auch in Städten mit weniger als 300.000 Einwohnern dauerhaft zuzulassen. Umgehend hat eine Delegation der Stadt Freiburg sich in Karlsruhe ein Bild über den dortigen Drogenkonsumraum gemacht und über die gesammelten Erfahrungen informiert. In derartigen Räumen konsumieren volljährige Drogenabhängige selbst mitgebrachte Betäubungsmittel. Das saubere, medizinisch überwachte Umfeld soll einen hygienischen Konsum gewährleisten. Auf Überdosierungen und Notfälle soll schnell reagiert werden können. Ergänzend gibt es niedrigschwellige Beratungsgespräche und auch Hinweise auf weitere Hilfsangebote und Ausstiegshilfen.
Im Drogenkonsumraum Karlsruhe konnten seit dessen Eröffnung (Dezember 2019) bis Juni 2021 fünf Drogennotfälle mit möglicher Todesfolge vermieden werden. Die Erfahrungen in Karlsruhe zeigen, dass die Einrichtung des Raumes, der räumlich und infrastrukturell mit einem Kontaktladen verknüpft ist, zu hohen Synergieeffekten führt. Die kurzen Wege machen beide Einrichtungen für Drogenkonsumierende attraktiv. Die Räume sollten zentral liegen, gut erreichbar und möglichst nah am Treffpunkt der Szene sein.
Freiburg plant einen entsprechenden Drogenkonsumraum daher in unmittelbarer Nähe des Colombiparks. Er soll durch den Umbau des bestehenden Kontaktladens für Drogenabhängige in der Rosastraße 13 entstehen und sieben Konsumplätze bieten, die von Sozialarbeitenden und medizinischem Fachpersonal betreut und überwacht werden.
Die Drogenhilfe der Arbeiterwohlfahrt (AWO), die den Kontaktladen betreibt, wird auch für den Drogenkonsumraum verantwortlich sein. Die Rechtsverordnung des Landes definiert dafür strenge Auflagen und Voraussetzungen. Daher wurde für den Drogenkonsumraum eine Steuerungsgruppe gegründet, in der die Polizei, die Staatsanwaltschaft, das Amt für öffentliche Ordnung, das Amt für Soziales und die AWO-Drogenhilfe vertreten sind. Diese Gruppe soll den Betrieb des Drogenkonsumraums begleiten und überwachen.
Das wichtigste Ziel eines solchen Raumes ist die stark verbesserte Gesundheitsvorsorge für Drogenkonsumenten. Schwere Folgeerkrankungen sollen ebenso vermieden werden wie weitere soziale Verelendung. Gerade Freiburg mit seiner dauerhaft hohen Zahl von Drogentoten will besser in der Lage sein, Drogennotfälle und Drogentodesfälle künftig zu verhindern. Gleichzeitig soll die Einrichtung eines Drogenkonsumraums den öffentlichen Raum um den Colombipark entlasten.
Der Sozialausschuss des Gemeinderats hat auf der Grundlage der Vorschläge der Verwaltung bereits die Einrichtung eines Drogenkonsumraums empfohlen. Wenn der Gemeinderat in seiner Sitzung am 16. Mai dieser Empfehlung folgt, wird Freiburg den Genehmigungsantrag in Stuttgart stellen. Die erforderlichen Umbauarbeiten könnten im Herbst beginnen. Möglicher Eröffnungstermin des Drogenkonsumraums wäre im Januar 2024.