Mehr schlecht als recht
Rechtsberatungsportale im Internet versprechen zeitnah individuellen juristischen Rat von Rechtsanwältinnen und -anwälten, einige sogar rund um die Uhr. Die Finanztest-Untersuchung zeigt, wie die Beratung von sieben Anbietern funktioniert und ob die Antworten qualitativ überzeugen.
Für den Test hat Finanztest fünf Modellfälle aus verschiedenen Gebieten wie Miet- und Arbeitsrecht entwickelt und auf den Internetseiten von fünf Vermittlungsportalen sowie zwei Online-Kanzleien eingegeben. Die Preise für eine Online-Beratung reichten von 5 Euro bis knapp 290 Euro. Der Ablauf war überall unkompliziert, das Übermitteln von Dateien je nach Anbieter mehr oder weniger umständlich.
Das Testfazit ist trotzdem ernüchternd: „Die Rechtsberatung per Mausklick hat uns nicht überzeugt. Jeder Anbieter für Online-Rechtsberatung leistete sich mindestens einen Aussetzer bei den Antworten auf unsere Modellfälle“, so die Rechtsexpertin Eugénie Zobel. „Zum Teil erhielten wir haarsträubende Ratschläge.“ Für den Musterfall, in dem es um einen Verdacht auf Unfallflucht mit dem Mietwagen geht, empfahl zum Beispiel ein Anbieter, bei der Polizei auszusagen. Dazu sind Betroffene aber nicht verpflichtet und Strafverteidiger raten davon stets dringend ab, bevor sie die Akte und die Rechtslage geprüft haben.
Wer Hilfe bei einem juristischen Problem benötigt, sollte zunächst kostenlose Alternativen zur Online-Beratung versuchen. „Als erste Maßnahme kann die Recherche im Internet nach aktuell geltenden Regeln und Gerichtsurteilen durchaus hilfreich sein“, so Zobel. „Ergibt sich kein eindeutiges Bild, können je nach Rechtsfrage unter anderem Mietervereine, Verbraucherzentralen oder Schlichtungsstellen helfen.“
Ist eine professionelle Rechtsberatung unvermeidlich, finden sich Tipps zur Anwaltssuche sowie die ausführlichen Testergebnisse zur Online-Rechtsberatung in der Juli-Ausgabe der Zeitschrift Finanztest und unter www.test.de/anwaltsportale.
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