Es ist soweit: Auch mit Erscheinen des neuen Programmheftes für das Wintersemester 2014/2015 wird der AKADEMISCHE FILMCLUB an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg seinem Anspruch als im Freiburger Kulturleben fest verankertes Hörsaalkino gerecht und zelebriert das Medium Film im Kino wieder mit aufregend Neuem sowie cineastisch Etabliertem von den Haupt- und Nebenschauplätzen der Filmwelt.
Neben ausgewählten Einzelwerken richtet das aktuelle Programm sein Hauptaugenmerk unter anderem auf psychologische und verträumte, historische sowie aktuell-politische Filmreihen. Daneben werden Traditionen und Kooperationen mit universitären und städtischen Institutionen und Gruppen zu besonderen Themenschwerpunkten aufrecht erhalten oder neu begründet.
Den Anfang macht Wes Anderson mit seinem skurrilen k.u.k.-Märchen THE GRAND BUDAPEST HOTEL am SEMESTERERÖFFNUNGSABEND, Dienstag, 21. Oktober 2014, 20:00 Uhr, Hörsaal 2006, Kollegiengebäude II, Platz der Alten Synagoge, in dem alle Filme des Semesterprogramms vorgeführt werden.
Zugleich präsentiert Wes Anderson mit BILL MURRAY einen seiner langjährigen Stammdarsteller, dem der Akademische Filmclub diesmal gleich eine ganze Retrospektive widmet. Neben der Arbeit mit dem stilvollen Ausnahmeregisseur (außerdem: DIE TIEFSEETAUCHER) besetzten Sofia Coppola (LOST IN TRANSLATION), Autorenfilmer Jim Jarmusch (BROKEN FLOWERS) sowie Aaron Schneider (AM ENDE DES WEGES) den sympathischen Charakter und besiegelten dessen Kultstatus.
Den ernsteren Programmton übernimmt die stets aktuelle Beschäftigung mit den harten Wirklichkeiten in ISRAEL UND DEM NAHOST-KONFLIKT anhand von Ari Folmans fiktiv-dokumentarischen WALTZ WITH BASHIR, durch Interviews mit dem israelischen Inlandsgeheimdienst (THE GATEKEEPERS), in Steven Spielbergs MÜNCHEN über den Anschlag auf Israels Olympioniken sowie dem klaustrophobischen, preisgekrönten Debütfilm LEBANON.
Den ebenfalls in seiner Folgenschwere bis heute nachwirkenden Konflikt thematisieren ausgewählte Filme zur INTERNATIONALEN DIMENSION DES ERSTEN WELTKRIEGES: Eingeführt vom renommierten Freiburger Historiker Prof. Dr. Jörn Leonhard und dem irischen Kurzfilm THE COWARD führt die Spur über Frankreich (DIE GROẞE ILLUSION) und die arabische Halbinsel (LAWRENCE VON ARABIEN) bis ins revolutionäre Russland (DAS ENDE VON ST. PETERSBURG).
In ganz andere, persönliche, bessere »Realitäten« versinken regelmäßig die Helden von I DREAM WITH MY EYES OPEN und erträumen ihre Lebenswelten wie im Kultfilm DIE FABELHAFTE WELT DER AMELIE, entscheiden sich zugunsten aller denkbaren Möglichkeiten niemals (MR. NOBODY), fliehen dabei fantastisch vor dem Alltag (KIKUJIROS SOMMER) und stellen sich vor, was wäre, wenn... (THE SCIENCE OF SLEEP).
Was wäre, wenn ... alles auch ganz anders wäre? WAHN HAT SINN räumt mit psychologischen Stereotypen im Film auf und beleuchtet ebenso scharf- wie feinsinnig die vielschichtigen Ursachen und Bilder vermeintlicher und tatsächlicher Geisteskrankheiten. Ob suizidale Sucht (OSLO, 31. AUGUST), medial hysterisch begleitete Massenmörder (NATURAL BORN KILLERS), Zwanghaftigkeiten (MATCHSTICK MEN) oder Scheidungstraumata (DER TINTENFISCH UND DER WAL) – nichts ist so, wie es scheint.
In diesem Sinne gestaltet sich die Reise mit dem Meister des Mindfuck DAVID LYNCH tief hinein in die Welten des Unterbewussten, verschiedener Persönlichkeiten und symbolreichen Metaebenen: Eine einzigartige Regiekarriere, gegründet auf dem Arthouse-Klassiker DER ELEFANTENMENSCH, gipfelt im Akademischen Filmclub exemplarisch über die mysteriöse Nachtwelt von BLUE VELVET in den surrealen, fesselnden, halluzinogenen Trip MULHOLLAND DRIVE.
Für eine gelungene, spannungsreiche Erzählung auf Leinwand entdeckt UNTER BÄUMEN den bisher vernachlässigten Handlungsort »Wald« mit dem türkischen Berlinale-Gewinnerfilm BAL – HONIG, Lars von Triers skandalumwobenen Psychothriller ANTICHRIST, dem zeitgenössischen Western-Heimatfilm DAS FINSTERE TAL sowie der augenzwickernden Arbeitslosenkomödie DIE KÖNIGE DER NUTZHOLZGEWINNUNG.
Nicht zuletzt spürt der NEUE DEUTSCHE FILM in einer Filmauswahl der vergangenen Berlinale das junge deutsche Kino auf: in dem bitterbösen Kammerspiel ZEIT DER KANNIBALEN, im Bären gekrönten Drama KREUZWEG, im atemlosen Mindfuck STEREO - vor allem aber in der vielbeachtete German-Mumblecore-Überraschung LOVE STEAKS.
Aktuelle EINZELFILME, darunter 20,000 DAYS ON EARTH, CAN A SONG SAVE YOUR LIFE? und FRUITVALE STATION, bilden zusammen mit bereits etablierten Werken wie DER TAG WIRD KOMMEN und DAS LEBEN IST SCHÖN in feinster Mischung die pointierten Noten in der Programmkomposition.
Den Film im Raum Kino zelebrieren dabei in besonderer Weise der interaktive Film ANLEITUNG ZUR SEXUELLEN UNZUFRIEDENHEIT sowie der jährlich gezeigte Kultfilm THE ROCKY HORROR PICTURE SHOW – samt traditioneller Party im Ruefetto -, die ohne Kinosaal und aktive Zuschauer als cineastische Werke so nicht denkbar wären.
Zudem runden traditionell die KOOPERATIONEN mit anderen studentischen Gruppen und Initiativen sowie kulturellen Institutionen der Universität und der Stadt Freiburg das Programm ab: Im Rahmen des Stadttheater-Festivals führt die dystopische Dokumentation DER RIESE hinein ins Herz des Überwachungsstaates. Außerdem wird im Hörsaal 2006 ein Double Feature des »Greenstorming FilmFestivals« zu sehen sein, einem Projekt von Studierenden des Masterstudiengangs Renewable Energy Management an der Universität Freiburg, das vom 21. bis 23. November 2014 in Freiburg stattfinden wird. Die Amnesty International Hochschulgruppe widmet sich mit CAMP 14 – TOTAL CONTROL ZONE einem der seltenen Dokumente aus dem hermetisch verschlossenen Nordkorea. Der Akademische Filmclub setzt zudem seine längjährigen Partnerschaften mit dem Studium generale der Universität Freiburg, dem Carl-Schurz-Haus Freiburg sowie dem Goethe-Institut fort.
Der Akademische Filmclub besteht wie gewohnt auf Originale: Alle Filme werden – bis auf zwei gekennzeichnete Ausnahmen – jeweils in Originalsprache, wenn geboten, mit deutschen Untertiteln, gezeigt. Außerdem werden im »HYBRIDKINO« Akademischer Filmclub die Filme sowohl im analogen (35 mm) als auch im digitalen Kinoformat vorgeführt.
Das Programmheft liegt nach Erscheinen vor dem Hörsaal 2006, Kollegiengebäude II, Platz der Alten Synagoge und dort an der Abendkasse ab 19:30 Uhr sowie in allen Freiburger Mensen kostenlos aus (solange der Vorrat reicht). Zudem ist das komplette Programm auf der Homepage unter | www.aka-filmclub.de | stets online abrufbar.
Das Cover ziert diesmal ein »Gremlin« aus dem gleichnamigen Film von 1984, der als diesjähriger Weihnachtsfilm am 18. Dezember das Jahr 2014 cineastisch beschließen wird.
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