Freitag, 29. März 2024

Filmtipp: DER VERLORENE SOHN

USA 2018, 115 Minuten
Regie: Joel Edgerton
Darsteller: Nicole Kidman, Russell Crowe, Lucas Hedges

Der junge Jared lebt in einer religiösen Familie im Bible Belt der USA. Als die Eltern von seiner Homosexualität erfahren, zwingen sie ihn in ein Erziehungscamp – zur Konversionstherapie… Aufwühlendes Familien- und Identitätsdrama nach der Lebensgeschichte von Garrard Conley!

Der 19-järige Jared (Lucas Hedges) wächst in einem Baptistenprediger-Haushalt in den amerikanischen Südstaaten auf. Als sein streng gläubiger Vater (Russell Crowe) von der Homosexualität seines Sohnes erfährt, drängt er ihn zur Teilnahme an einer Reparativtherapie. Angesichts der Wahl, entweder seine noch brüchige Identität oder aber seine Familie und seinen Glauben zu riskieren, lässt sich Jared notgedrungen auf die absurde Behandlung ein. Seine Mutter (Nicole Kidman) begleitet ihn zu der abgeschotteten Einrichtung der Organisation „Love in Action“, deren selbst ernannter Therapeut Viktor Sykes (Joel Edgerton) ein mehr als fragwürdiges Umerziehungsprogramm leitet…

Nach der autobiografischen Erzählung von Garrard Conley schildert Joel Edgerton (THE GIFTED) in seiner zweiten Regiearbeit die berührende Leidensgeschichte des 19-jährigen Jared, der in einer Lebenswelt bibeltreuer Christen von seiner Homosexualität „geheilt“ werden soll. Als einer von fast 1 Million US-Amerikanerinnen und -amerikanern musste Conley eine solche Reparativtherapie durchlaufen, die heute erst in einer Handvoll US-Bundesstaaten verboten ist. BOY ERASED zeigt klare Haltung gegenüber dieser Methode, ohne die Eltern zu verurteilen, die in besten Absichten für ihren Sohn an den Vorgaben ihrer Glaubensgemeinschaft scheitern.Die emotionalen Bande der Familie bleiben spürbar – letztlich das, was es ihren Mitgliedern so schwer macht, mit ihren Gefühlen und Entscheidungen umzugehen. Edgertons Film, in dem der Regisseur selbst die Rolle des unerbittlichen Campleiters der 1973 gegründeten Organisation „Love in Action“ übernimmt, hält sich eng an Conleys Buchvorlage und verblüfft mit Authentizität. Die Inszenierung lebt von einer unaufdringlichen Dramaturgie, die das stets unausgesprochene Leid der Hauptfiguren in wirkungsvollen Bildern greifen lässt, untermalt von einem umfangreichen, modernen Score. An der Seite von Nicole Kidman (DIE VERFÜHRTEN) und Russell Crowe (THE NICE GUYS) liefert Lucas Hedges (BEN IS BACK, THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI) als sensibler Held eine oscarreife Vorstellung, deren Wahrhaftigkeit unter die Haut geht – und ganz nebenbei glänzt auch Schauspieler und Filmemacher Xavier Dolan (SAG NICHT, WER DU BIST) in einer wunderbaren Nebenrolle! Ein einfühlsames, höchst bewegendes Identitäts- und Familiendrama und ein packendes Plädoyer gegen religiösen Fanatismus und Intoleranz!

Läuft im Friedrichsbau Freiburg
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Eintrag vom: 27.02.2019