Gesundheitsministerkonferenz sollte sich gegen Blutspendeverbot von schwulen und bisexuellen Männern aussprechen
Am Mittwoch (29.6.) hat die 89. Gesundheitsministerkonferenz in Rostock begonnen. Dabei wird laut Medienberichten auch der pauschale Ausschluss von schwulen und bisexuellen Männern von der Blutspende diskutiert. Dazu erklärt Axel Blumenthal, Sprecher des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD):
"Das pauschale Blutspendeverbot für homo- und bisexuelle Männer ist diskriminierend. Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) fordert die Gesundheitsministerkonferenz daher auf, sich bei der Bundesärztekammer für eine Neuregelung stark zu machen. Es gäbe andere Regelungen, die die gleiche Sicherheit von Blutkonserven garantieren, etwa indem Spender im Hinblick auf ein etwaiges konkretes Risikoverhalten innerhalb der letzten sechs Wochen befragt werden und für den Zeitraum davor moderne HIV-Antikörper-Antigen-Tests eingesetzt werden. Dies ist die gängige Praxis in den HIV-Beratungsstellen der Gesundheitsämter in der Bundesrepublik.
Die Unterstellung, das homosexuelle Sexualkontakte in jedem Einzelfall eine größere Infektionsgefahr bedeuten ist genauso diskriminierend wie absurd. Entscheidend für die Höhe des Risikos ist neben der individuellen Anzahl von Sexualpartnern vor allem die Frage, wie Sexualkontakte im Hinblick auf die Vermeidung von Übertragungsrisiken gestaltet werden. Das Risiko bemisst sich danach, ob Sexualpraktiken safe oder unsafe sind, nicht danach, ob sie homo- bzw. heterosexuell sind
Mehrere Bundesländer wie etwa das Saarland, NRW oder Thüringen haben sich inzwischen dafür ausgesprochen, den generellen Ausschluss von homo- und bisexuellen Männern von der Blutspende aufzuheben. Dem sollte sich die Gesundheitsministerkonferenz anschließen. Der Europäische Gerichtshof hat ebenfalls festgestellt, dass der generelle Ausschluss von der Blutspende diskriminierend und damit unzulässig ist, wenn es weniger belastende Methoden gibt, um die Sicherheit der Blutspenden zu gewährleisten. Das kann die persönliche Befragung der Spender anhand eines Fragebogens durch einen qualifizierten Angehörigen eines Gesundheitsberufs im Verbund mit einer generellen Testung aller Blutkonserven sein.
Der LSVD hat mehrmals die Bundesärztekammer angeschrieben, mit der Bitte eine entsprechende Überarbeitung der Hämotherapie -Richtlinien anzugehen und die verfehlte ausschließliche Beurteilung der Spender nach Risikogruppen aufzugeben. Homo- und bisexuelle Männer sollten nicht von der Blutspende ausgeschlossen werden, wenn sie nur safe Sexualkontakte mit anderen Männern hatten."
Hintergrund
Alle Blutspenden werden auf HIV getestet, allerdings können frische Infektionen mit den verwendeten Tests nicht ausgeschlossen werden. Ein definitiver Ausschluss einer HIV-Infektion ist jedoch spätestens nach sechs Wochen möglich.
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