Freitag, 29. März 2024

„Saal 101“: SWR2 sendet 12-Stunden-Hörspiel über den NSU-Prozess

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© SWR/BR/Gila Sonderwald


 

Protokolle der ARD-Gerichtsreporter*innen als Grundlage (Produktion: ARD und Deutschlandfunk, Federführung: BR) / 19. und 20.02., 20 Uhr / ARD Audiothek ab 19.02.

ARD und Deutschlandfunk haben den größten Rechtsterrorismusprozess der deutschen Geschichte als Dokumentarhörspiel aufbereitet: „Saal 101“ ist der Titel der 12-stündigen Produktion. Sie ist benannt nach dem Gerichtssaal des Oberlandesgerichtes München, in dem das Verfahren gegen den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) stattfand. SWR2 sendet alle 24 Teile zeitgleich mit den anderen Kultur- und Informationsradios der ARD und dem Deutschlandfunk am 19. und 20. Februar 2021, jeweils ab 20 Uhr. Die Federführung für die Produktion lag beim Bayerischen Rundfunk. „Saal 101“ zeichnet ein facettenreiches und differenziertes Bild des NSU-Prozesses und ermöglicht beklemmende Einblicke in Abgründe der deutschen Gesellschaft. Alle Folgen „Saal 101“ ab 19. Februar 2021 auch in der ARD Audiothek.

SWR Expert*innen als Berichterstatter und als Berater

Das Dokumentarhörspiel beruht auf einer Sammlung von Prozessprotokollen der ARD-Gerichtsreporter*innen. Die Berichterstatter*innen der ARD protokollierten die Verhandlung an jedem der 438 Prozesstage. Diese mehr als 6.000 Seiten umfassenden Protokolle sind ein einzigartiges Stück Zeitgeschichte, denn es gibt keinen Prozessmitschnitt in Ton oder Bild. Zu den Autor*innen zählen auch die SWR Berichterstatter*innen Frank Bräutigam, Leiter der ARD-Rechtsredaktion beim SWR, sowie Gigi Deppe, Jana Lange und Holger Schmidt. Der ARD Terrorismusexperte und Leiter der SWR Redaktion „Datenjournalismus und Reporter“ Holger Schmidt hat zudem als Berater an dem Dokumentarhörspiel mitgewirkt: „Über den NSU-Prozess wurde viel geredet, aber kaum jemand kann ermessen, was wirklich vor Gericht geschehen ist. Mir war es wichtig, einerseits die Akribie des Gerichts, aber auch die vielen offenen Fragen, die dunklen Seiten der Unklarheit deutlich zu machen.“

Ein Hörbild aus Radikalisierung, rechten Netzwerken und Ermittlungspannen der Polizei

Mosaikartig setzt sich in „Saal 101“ ein Hörbild zusammen: die Sozialisation der Täter, ihre Radikalisierung in der Nachwendezeit, das Leben im Untergrund, die rechten Netzwerke und die Unterstützerszene, die Rolle des Verfassungsschutzes, die Pannen bei den polizeilichen Ermittlungen (der Taten), die Hoffnung der Opferangehörigen auf Aufarbeitung und Aufklärung durch den Prozess und ihre Enttäuschung, die Strategien der Verteidigung sowie die Fragetechnik des Gerichts. Jede der 24 Folgen von knapp 30 Minuten widmet sich einem Themenkomplex aus der Beweisaufnahme. Dabei folgt das Dokumentarhörspiel nicht der Chronologie des Prozesses. Vielmehr bringt es Zeugenaussagen zusammen, die tatsächlich vielleicht weit auseinanderlagen, jedoch dieselbe Fragestellung behandeln.

Anklage gegen Beate Zschäpe u. a. wegen Mittäterschaft an zehn Mordfällen

Der NSU verübte zwischen 2000 und 2007 zehn Morde, zwei Bombenanschläge und 15 Raubüberfälle. Bei den Morden starben acht türkische und ein griechischer Geschäftsmann sowie eine deutsche Streifenpolizistin. Die Anklage gegen die Hauptangeklagte Beate Zschäpe umfasste u. a. die Mittäterschaft an den zehn Mordfällen sowie besonders schwere Brandstiftung. Das Urteil des OLG München ist noch nicht rechtskräftig.


„Saal 101“ in SWR2 und in der ARD Audiothek

ARD Radio Kulturnacht: Saal 101. Dokumentarhörspiel zum NSU-Prozess in 24 Teilen an 2 Abenden. SWR2, 19. und 20. Februar 2021, jeweils 20 Uhr bis 2 Uhr

ARD Audiothek, ab 19. Februar 2021: https://www.ardaudiothek.de/

zum Bild oben:
Zu den Sprecher*innen beim Dokumentarhörspiel „Saal 101“ zählt u. a. Bibiana Beglau.
© SWR/BR/Gila Sonderwald
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Eintrag vom: 17.02.2021