Samstag, 21. Dezember 2024

War da was?

Freiburger Geschichte ungeschönt

Veranstaltungsreihe im Rahmen des Stadtjubiläums 2020
Mi 11. März – Mi 27. Mai

Wenn Jubiläen gefeiert werden, werden oft die Schattenseiten der eigenen Geschichte ignoriert. Unter dem Motto „War da was?“ erinnern wir an verdrängte Kapitel der Freiburger Geschichte wie Rassismus, Kolonialismus, Antiziganismus, Migration, NS-Zeit sowie jüdisches Leben. Die Veranstaltungsreihe besteht aus Vorträgen, Stadtrundgängen und Interventionen im öffentlichen Raum.

Auftakt und Schlusspunkt setzen die iz3w-Redakteur*innen Larissa Schober und Winfried Rust, die die Besonderheiten der Freiburger Erinnerungskultur sowie den Umgang mit Denkmälern in der Stadt untersuchen. Außerdem blickt Heiko Haumann auf den Umgang mit Sinti und Roma, Christoph Seidler auf die Wege und Irrwege der deutschen Rassenkunde in Freiburg. Heinrich Schwendemann betrachtet das jüdische Leben in Freiburg. Stadtrundgänge führen durch die Innenstadt und widmen sich den Themen Kolonialismus, jüdisches Leben und Migrationsgeschichte.

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Mi 11. März | 20:00 Uhr | Alte Uni, Max-Kade-Auditorium, Eingang Brunnenstraße
Erinnern um zu vergessen
Erinnerungskultur zwischen Aufarbeitung und Instrumentalisierung
Vortrag von Larissa Schober
In Kooperation mit dem Referat gegen Faschismus

Erinnerungskultur hat Hochkonjunktur. Und die Debatten darüber auch. In Freiburg wurde das zuletzt an der Auseinandersetzung um den Platz der alten Synagoge deutlich. Dabei werden jedoch selten wichtige grundlegende theoretische Aspekte diskutiert: Was genau bedeutet Erinnern eigentlich? Wer erinnert was und zu welchem Zweck? Und was wird bewusst «vergessen»? Mit der Planung eines NS-Dokumentationszentrums in Freiburg sollten diese Fragen unbedingt gestellt werden.
Larissa Schober ist Redakteurin im iz3w und hat zu Erinnerungsarbeit in Post-Konflikt-Gesellschaften geforscht.

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So 22. März | 14:00 Uhr
Freiburg und die deutsche Kolonialgeschichte
Stadtführung von freiburg-postkolonial.de
Im Rahmen des Wochenende gegen Rassismus

Auch Freiburger Bürger*innen und Institutionen hatten ihren Anteil am deutschen Kolonialismus, sei es hier vor Ort oder in den Kolonien in Afrika, China und Ozeanien. Der Rundgang im Innenstadtbereich führt an Orte von Kolonialausstellungen, Völkerschauen und Aufmärschen bis hin zu Kolonialwarenläden. Er befasst sich mit universitärer Forschung, ebenso wie mit den Gruppen der Freiburger Kolonialbewegung und prominenten Kolonialoffizieren. (Dauer: 2 Stunden)
Startpunkt: Platz der alten Synagoge am Brunnen

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Sa 21. März | 11:00 Uhr
InOrte: Vergessene Vielfalt
Migrant*innen, Minderheiten und Militär: eine stadtgeschichtliche Erkundungstour mit Alexander Sancho-Rauschel und Birgit Heidtke
In Kooperation mit der InZeitung
Im Rahmen des Wochenende gegen Rassismus

Welcher "unvergessenen Heimat" gedenkt der Steinklotz am Fahnenbergplatz? War der Freiburger Reichstag 1498 etwa der G7 des Mittelalters? Wer trug vor 400 Jahren das größte Risiko, als Hexe ermordet zu werden? Wie kam die große ethnologische Sammlung nach Freiburg? War die Stadtmauer eine schwer bewachte Grenze? Ein Stadtspaziergang mit vielfältigen Antworten. (Dauer: 2 Stunden)
Startpunkt: Haupteingang des Rektorats der Universität Freiburg, Friedrichstraße 39

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Di 24. März | 19:00 Uhr | Gemeindezentrum der Israelitischen Gemeinde Freiburg (Neue Synagoge, Eingang Engelstr. 1)
Jüdische Geschichte in Freiburg
Vortrag von Heinrich Schwendemann
In Kooperation mit der Israelitischen Gemeinde

In der nunmehr 900-jährigen Geschichte Freiburgs gab es drei Zeiträume, in denen in der Stadt jüdische Gemeinden existierten: im Mittelalter von etwa 1300 bis 1349, dann von 1864 bis 1940 und ab 1945 bis heute. Heinrich Schwendemann wird in seinem Vortrag einen Überblick zur Geschichte der Juden und Jüdinnen in Freiburg geben, einer Stadt, in der die jüdische Minderheit immer wieder Objekt von Verfolgung bis hin zur Vernichtung gewesen war und wo Juden und Jüdinnen zwischen 1424 und 1862 nicht einmal den Wohnsitz in der Stadt nehmen durften.
Heinrich Schwendemann ist Historiker und lehrt an der Universität Freiburg.

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Di 21. April | 18:00 Uhr | Gemeindezentrum der Israelitischen Gemeinde Freiburg (Neue Synagoge, Eingang Engelstr. 1)
schalomfreiburg!
Ein Hörspaziergang auf den Spuren jüdischer Geschichte in Freiburg
In Kooperation mit der Israelitischen Gemeinde & past[at]present

Freiburg einmal mit anderen Augen sehen! Studierende der Uni Freiburg entwickelten gemeinsam mit der Israelitischen Gemeinde und past[at]present einen digitalen Stadtrundgang zu jüdischem Leben in Freiburg. Darin sind vielfältige Informationen verortet: Wann entstand die jüdische Gemeinde in Freiburg? Was passierte in der Pogromnacht vom 9. November 1938? Wie sieht jüdisches Leben in Freiburg heute aus? Auch Fragen nach interreligiösem Zusammenleben und dem Umgang mit aktuellen Formen von Antisemitismus sollen dabei erörtert werden. Zur öffentlichen Vorstellung des Audiowalks laden wir ins Gemeindezentrum der Israelitischen Gemeinde Freiburg.

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Mi 29. April | 20 Uhr | Alte Uni, Max-Kade-Auditorium, Eingang Brunnenstraße
Von Schädelrassen und Rassetypen
Freiburg und die deutsche Rassenkunde
Vortrag von Christoph Seidler
In Kooperation mit dem Referat gegen Faschismus

Die Hochzeit der so genannten Rassenkunde war das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert. Mit dem Begriff der "Rasse" wurden Menschen klassifiziert und Gesellschaft erklärt. Heute gilt das als unwissenschaftlich. Im Deutschland des früheren 20. Jahrhunderts war die Rassenkunde breit akzeptiert. Im nationalsozialistischen Deutschland legitimierte sie die angebliche Höherwertigkeit der "nordischen Rasse". Prominente Rassenforscher sind mit der Freiburger Universität verbunden. Was forschten sie? Mit welchen Folgen? Welche Streits in der Rassenforschung gab es? Und: War die Freiburger Rassenforschung "Spitze" oder Mittelmaß?
Christoph Seidler ist Historiker und forscht zur Geschichte von Völkerkunde und Anthropologie.

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Di 12. Mai | 20.15 Uhr | Theatersaal der VHS Freiburg
„Zigeuner“: Diskriminiert, romantisiert, verachtet, verfolgt
Antiziganismus in Freiburg
Vortrag von Heiko Haumann

Die Minderheiten der Sinti und Roma sind seit dem 15. Jahrhundert immer wieder in der Freiburger Stadtgeschichte präsent. Auf dem Reichstag von 1497/98, der in Freiburg stattfand, wurden die „Zigeuner“ als innerer Feind ausgemacht, der sogar für das Osmanische Reich spionieren würde. Diese antiziganistische Verschwörungsvorstellung setzte sich in Freiburg wie anderswo bis zur nationalsozialistischen Vernichtungspolitik und zu gegenwärtigen Diskriminierungsformen fort. Im Vortrag wird – nicht zuletzt an biografischen Beispielen und mit einem Schwerpunkt auf dem „Dritten Reich“ – die Geschichte der Vorurteile und der Verfolgung, aber auch die Perspektive der Betroffenen dargestellt.
Heiko Haumann ist Mitherausgeber der dreibändigen „Geschichte der Stadt Freiburg“ und arbeitet als Historiker neben vielem anderen zur Geschichte der Sinti und Roma im 20. Jahrhundert.

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Di 26.5. | 20 Uhr | Theaterbar
… oder kann das weg?
Freiburger Denkmäler und ihre Geschichte
Vortrag von Winfried Rust
In Kooperation mit dem Freiburg Festival

Viele Freiburger Denkmäler stammen aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Zu dieser Zeit wurden in Deutschland besonders viele Denkmäler errichtet: als steinerne Symbole für die Identifikation mit dem 1871 gegründeten Deutschen Reich. Sie stehen noch heute. Aber Vielen gelten sie als ewiggestrig – so werden hier beispielsweise die vergangenen Kriege glorifiziert. Was tun mit den ästhetisch und gesellschaftspolitisch fragwürdigen Monumenten?
Winfried Rust ist Redakteur im iz3w.

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Mi 27.5. |17:00 Uhr
InOrte: Vergessene Vielfalt
Migrant*innen, Minderheiten und Militär: eine stadtgeschichtliche Erkundungstour mit Alexander Sancho-Rauschel und Birgit Heidtke
In Kooperation mit dem Freiburg Festival und der InZeitung

Welcher "unvergessenen Heimat" gedenkt der Steinklotz am Fahnenbergplatz? War der Freiburger Reichstag 1498 etwa der G7 des Mittelalters? Wer trug vor 400 Jahren das größte Risiko, als Hexe ermordet zu werden? Wie kam die große ethnologische Sammlung nach Freiburg? War die Stadtmauer eine schwer bewachte Grenze? Ein Stadtspaziergang mit vielfältigen Antworten. (Dauer: 2 Stunden)
Startpunkt: Haupteingang des Rektorats der Universität Freiburg, Friedrichstraße 39

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Sichtbar
Installation im öffentlichen Raum
Ende Mai bis September

In 900 Jahren Freiburg stecken jede Menge Geschichten von Menschen, die durch ihr Leben oder auch nur durch eine Handlung zum demokratischen Herzschlag der Stadt beigetragen haben. Mit überlebensgroßen Papier-Plakaten auf Gebäuden, die für die Personen oder Geschichten stehen, macht der Freiburger Wahlkreis 100% bekannte wie unbekannte Personen sichtbar. Das Augenmerk gilt Personen, die für ein interkulturelles, solidarisches, offenes Freiburg stehen ebenso wie der Migration, die in der Geschichte der Stadt steckt.
www.wahlkreis100.de

Eine Veranstaltungsreihe des iz3w (informationszentrum 3. Welt) im Rahmen des Stadtjubiläums 2020 in Kooperation mit freiburg-postkolonial, Freiburg Festival, InZeitung, Israelistische Gemeinde, respect!, Referat gegen Faschismus, Wahlkreis 100%
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Eintrag vom: 20.02.2020