DANCE DATES - (Con)Fabulation © Lys-Y-Seng
05.-08. November im E-WERK Freiburg
Im November 2020 findet in Freiburg zum ersten Mal die Tanzplattform DANCE DATES statt – eine „Dating-Plattform“ für zeitgenössische Tanzstücke: Jeder Doppel-Abend ist die sorgfältig ausgewählte Begegnung zweier Choreograf*innen und ihrer Produktionen, welche in unterschiedlichen Städten uraufgeführt wurden. Das Format bietet, begleitet von Gesprächs-, Vernetzungs- und Workshop-Formaten für Publikum und Professionelle, die einzigartige Möglichkeit eines internationalen Gastspielaustauschs. Von Freiburg aus wird eine Brücke geschlagen zwischen Akteur*innen der Tanzszenen in Baden-Württemberg, Frankreich und der Schweiz. Als Initiatorinnen des Festivals geht es dem Kulturamt Freiburg, E-WERK Freiburg e.V. und tanznetz | freiburg nicht nur darum, dass Stücke aus anderen Städten in Freiburg gezeigt werden, sondern dass auch umgekehrt Freiburger Choreograf*innen ihre Stücke zukünftig in anderen Städten präsentieren können. Um den Austausch von Freiburger Akteur*innen der Tanzszene mit denen anderer Städte bis über die Ländergrenzen hinweg weiter voranzutreiben und zu befördern unternimmt das E-WERK Freiburg e.V als Veranstalter und produzierendes Zentrum für Tanz, einen weiteren wichtigen Schritt hin zu Qualifizierung und Professionalisierung. Als eines von zahlreichen, durch die dreijährige Förderung TANZPAKT Stadt-Land-Bund ermöglichten Projekte, wird DANCE DATES gerade auch in der momentanen, besonders für die Kulturlandschaft herausfordernden Zeit, eine wichtige Chance des Austausches von Ideen, Potentialen und Zukunftsvisionen bieten.
Damit versteht sich die Tanzplattform als Forum zur Präsentation und Vernetzung aktueller Entwicklungen, Strömungen und Akteur*innen im zeitgenössischen Tanz in Baden-Württemberg und seiner Nachbarländer. Die Veranstaltung richtet sich an Gäste aus dem In- und Ausland, an Kulturveranstalter*innen, die Fachpresse und ein interessiertes Publikum vor Ort. Dabei repräsentiert die Auswahl der Stücke nicht einen Status Quo von in den Städten produzierenden Künstler*innen, sondern versucht bemerkenswerten Produktionen dieser Städte eine Plattform zu bieten, um sich dem Publikum und wichtigen Multiplikator*innen zu präsentieren.
Die Tanzplattform DANCE DATES soll perspektivisch zu einem fest in der Freiburger Kulturszene verankerten Format werden, das wichtige Impulse der grenzüberschreitenden Vernetzung setzt und Zukunftsperspektiven für die freie Tanzszene im Dreiländereck entwickelt und umsetzt.
PROGRAMM
ERÖFFNUNG: Do 05.11. | 20:00 Uhr | Saal im EWERK Freiburg
NAKED LOVE – a love circle in dance | DAGADA dance company
Fr 06.11. | 19:00 Uhr | Saal im EWERK Freiburg
How to do a downward facing dog | Johanna Heusser
Fr 06.11. | 20:30 Uhr | Kammertheater im EWERK Freiburg
The Great Beauty | Ewelina Kotwa und Belinda Winkelmann
Sa 07.11. | 19:00 Uhr | Saal im EWERK Freiburg
(Con)Fabulation | Eric Trottier/Eintanzhaus Mannheim
Sa 07.11. | 20:30 Uhr | Kammertheater im EWERK Freiburg
Depth of Field | Emi Miyoshi
So 08.11. | 11:00 Uhr | Saal im EWERK Freiburg
Tanz fördern! Kulturpolitisches Podium
So 08.11. | 15:00 & 17:00 Uhr | Saal im EWERK Freiburg
(Con)Fabulation | Eric Trottier/EinTanz Haus Mannheim
Eine Veranstaltung des E-WERK Freiburg e.V. in Kooperation mit dem Kulturamt Freiburg & tanznetz | freiburg. In Kooperation mit dem Theatear ROXY Birsfelden und dem EinTanz Haus Mannheim.
Gefördert von TANZPAKT Stadt-Land-Bund aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
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EINZELNE PRODUKTIONEN:
ERÖFFNUNG DANCE DATES | NAKED LOVE
A love circle in dance / DAGADA Dance Company
Do 05.11. | 20:00 Uhr | Saal im EWERK Freiburg
„Alte Wege werden verlassen, neue Wege neugierig begangen …“
Zur Eröffnung der DANCE DATES wird die aktuelle E-WERK Production gezeigt: NAKED LOVE unter der künstlerischen Leitung von Karolin Stächele. Ausgehend von einer zehnmonatigen Interviewrecherche zum Thema „Wie liebst du? Liebe in einer sich transformierenden Gesellschaft” entwickelt die DAGADA dance company mit ihren fünf Tänzer*innen eine berührende Tanzsprache, die in zehn Episoden einen Reigen von zarten, schmerzenden, tabuisierten, hoffnungsvollen Begegnungen eröffnet.
Dabei geht es um Themen wie multiserielle Monogamien, Patchwork, Einsamkeit, Asexualität, Dauerdating, Pornokonsum oder die Ökonomisierung von Liebesdiensten – der Blick auf heutige Beziehungsrealitäten eröffnet Konfliktpotential. Aber es gibt auch die Suche nach neueren, freien Formen der Liebe.
NAKED LOVE ist keine getanzte Gesellschaftskritik, sondern der Versuch, das unaussprechlich Wesentliche im Menschen und der Liebe unserer Zeit zu begreifen: Zulassen und loslassen als unabdingbare Regel in der Liebe.
Eine Produktion des E-WERK Freiburg in Kooperation mit tanznetz|freiburg und dem Kulturamt Freiburg.
MIT
Künstlerische Leitung: Karolin Stächele/DAGADA dance company
Choreografie: Karolin Stächele in Zusammenarbeit mit den Tänzer*innen
Konzept: Karolin Stächele, Sabine Noll
Tanz: Christian Leveque, Marco Rizzi, Jonathan Sanchez, Natalia Gabrielczyk, Simone Elliott
Dramaturgische Begleitung: Sabine Noll
Musik: Paul Tinsley
Bühne: Sönke Ober
Licht: Natalie Stark
Kostüm: Karolin Stächele
Produktionsleitung: Luka Fritsch
Assistenz: Katharina Ludwig
Projektleitung: Laila Koller/E-WERK Freiburg
Eintritt: 17,00€ / 12,00 €
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How to do a downward facing dog?
Choreographie von Johanna Heusser
Fr 06.11. | 19:00 Uhr | Saal im EWERK Freiburg
“How to do a downward facing dog?” ist ein Projekt, das sich anhand der Yogaposition Asana biografisch, körperlich und theoretisch mit dem Phänomen Yoga und seiner Position innerhalb eines komplexen Geflechts aus gesellschaftspolitischen Zusammenhängen auseinandersetzt. Johanna Heusser ist ausgebildete Tänzerin und hat sich wie viele ihrer Berufskolleg*innen der Ausbildung zur Yogalehrerin unterzogen. Daraus folgten längere Aufenthalte in Indien, die ihr eine andere Perspektive auf die Ausbildung eröffneten sowie die Wechselwirkungen zwischen Indien und Westeuropa verdeutlichten. Ebenso wurde ihr die eigene Position als weiße Schweizerin in diesem Geflecht bewusst.
Im Rahmen der Produktion untersucht sie diese biografische Erfahrung unter Gesichtspunkten kultureller und neoliberaler Aneignung. In einer Lecture Performance wird ihr eigener Körper zum Anschauungsmaterial der Verhandlung. Wiederholt nimmt sie die Pose des herabschauenden Hundes ein und setzt diesen Vorgang in immer wieder neue Kontexte, in der Hoffnung einige Aspekte der verwirrenden Mehrdeutigkeit des Yogas neu zu hinterfragen, aber schlussendlich vor allem um endlich den „downward facing dog“ auf eine Art und Weise auszuführen, die für sie Sinn macht. Auf humorvolle Art und Weise stellt sie sich den verwirrenden Mehrdeutigkeiten und findet ihre eigene Sprache darin.
Johanna Heusser ist Tänzerin, Choreografin und Tanzpädagogin aus Basel. Sie studierte im Bachelor Zeitgenössischen und Urbanen Bühnentanz in Zürich und tanzte in verschiedenen Compagnien und Projekten in der Schweiz, Deutschland, Indien, Griechenland und Uganda. Sie war die Gewinnerin des Atelier Mondial Stipendiums im Jahr 2018 und Gewinnerin des Mentoring Programms Double Tanz 2020 von Migros Kulturprozent. Seit 2016 kreiert sie eigene Stücke, die auf verschiedenen Festivals in der Schweiz und in Europa zu sehen sind. Ihre Arbeit lässt sich an der Schnittstelle von Theater und Tanz verorten.
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The Great Beauty
Ewelina Kotwa/ Belinda Winkelmann
Fr 06.11. | 20:30 Uhr | Kammertheater im EWERK Freiburg
„The Great Beauty“ ist der Titel der neuen abendfüllenden Tanzproduktion von Ewelina Kotwa und Belinda Winkelmann. In ihrer letzten Produktion „Temporary Illusions“ haben sie sich mit Heimat und der menschlichen Sehnsucht danach beschäftigt. Dabei wurde ihnen bewusst, dass die Erde Heimat von uns allen ist. „The Great Beauty“ setzt sich auf künstlerischer Ebene mit der aktuellen Situation auf unserem Planeten auseinander und öffnet den Raum für eine positive Zukunftsvision.
„Die Frage nach dem Verhältnis des Menschen zur Natur ist wahrscheinlich die wichtigste des gegenwärtigen Jahrhunderts“, sagt der französische Anthropologe Philippe Descola. „The Great Beauty“ ist der Versuch, sich dieser Frage künstlerisch anzunähern. Dabei werden die beiden Künstlerinnen den Arbeitsrahmen als Choreographinnen/Performerinnen-Duo beibehalten. Sie wollen sich gemeinsam weiterentwickeln und die radikal-reduzierte Ästhetik aus „Temporary Illusions“ vertiefen.
„The Great Beauty“ wird eine poetische Hommage an die Vielfalt des Lebens, welche in einem Gleichgewicht koexistierend die Schönheit dieser Erde ausmacht.
MIT
Choreografie & Performance: Ewelina Kotwa/Belinda Winkelmann
Stimme: Zoe Ingellis
Bühnenbild: Jens Burde
Licht: Natalie Stark
Dramaturgische Begleitung: Laura Heinecke
Kostüme: Stefanie Wyen, Bianka Heck
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(Con)fabulation: Tanzinstallation von La Trottier Dance
Sa 07.11. | 19:00 Uhr || So 08.11. | 15:00 & 17:00 Uhr | Saal im EWERK Freiburg
Die Proben zum neuen Stück von Éric Trottier mit vier Tänzerinnen hatten bereits begonnen, da rückte die Corona-Pandemie alle Menschen auf Abstand. Von den notwendigen Änderungen für Bühne und Zuschauerraum inspiriert, entstand die bildgewaltige, zugleich schöne und beunruhigende Tanzinstallation „(Con)fabulation“, die beim Theaterfestival Schwindelfrei in Mannheim Premiere feierte.
Die Zuschauer*innen sind eingeladen in einen Bühnenraum mit vier Plexiglas-Kuben, in denen die Tänzerinnen Georgia Begbie, Lisa Bless, Laura Börtlein und Franziska Schmitz die Frage nach unserer Identität und unserem Verhältnis zueinander ganz neu stellen und neue Verhältnisse zwischen Publikum und Künstlerinnen ausloten. Die Versuchsanordnung auf der Bühne schützt beide voreinander, trennt sie und bringt sie gleichzeitig hautnah zusammen.
Was macht das mit uns und unseren Zuschreibungen an unser Gegenüber? Identitäten werden maßgeblich von außen und anhand äußerer Merkmale definiert. Wo ist der Übergang vom Tier zum Menschen und umgekehrt? Gibt es den Menschen als geschlechtslos beschautes, verstandenes, erzähltes Wesen? Welche Bewegungen lassen sich jenseits von Geschlecht lesen? Wie verändert uns eine Zeit ohne physische Gemeinsamkeiten, ohne körperliche Nähe, ohne haptische Sinnlichkeit? Welche Nähe entsteht im Videostream? La Trottier Dance experimentiert mit vier Performerinnen im Zwischen und Jenseits der Zuschreibungen.
MIT
Regie & Choreografie: Éric Trottier
Tanz: Georgia Begbie, Lisa Bless, Laura Börtlein, Franziska Schmitz
Kostüm: Melanie Riester
Lichtdesign: Éric Trottier, Stefan Grießhaber
Musik: Peter Hinz, Steffen Dix
Live-Video: Peter Hinz
Choreografische Assistenz: Michelle Cheung, Tobias Weikamp
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Depth of Field
Solo-Tanzperformance von Emi Miyoshi
Sa 07.11. | 20:30 Uhr | Kammertheater im EWERK Freiburg
Nach den beiden großen Produktionen IN MY ROOM (2017) – ausgezeichnet mit dem Stuttgarter Tanz- und Theaterpreis – und A HOUSE (2018) kehrte die in Freiburg lebende japanische Tänzerin und Choreografin Emi Miyoshi 2019 mit „Depth of Field“ zurück zur Minimalform. Anknüpfend an ihre erste Soloarbeit SINKING FLOAT (2003) begegnet die Tänzerin darin den eigenen Wurzeln neu und kreiert ein choreografisches Tableau aus fernöstlicher und westlicher Ästhetik. Im Mittelpunkt steht der ewige Kreislauf des Lebens.
»Depth of Field« bezeichnet in der Fotografie die Tiefenschärfe, den Bereich, innerhalb dessen ein Objekt scharf abgebildet wird. Licht und Schatten kommt hierbei eine zentrale Bedeutung zu. Indem Emi Miyoshi durch Ein- und Ausblenden den Blick des Publikums abwechselnd auf sie selbst, einzelne Körperpartien oder die Bühneninstallation lenkt, lädt sie die Zuschauer*innen ein, ihr Innerstes zu entdecken.
MIT
Emi Miyoshi: Leitung, Choreografie, Tanz, Bühne, Kostüm
Marc Doradzillo: Videoinstallation, Foto
Ephraim Wegner, Jad Fair, Tenniscoats & Norman Blake, Autechre und world's end girlfriend: Musik
Emma-Louise Jordan: Dramaturgische Unterstützung
Natalie Stark: Licht
Katharina de Andrade Ruiz: Produktionsassistenz
Lisa Klingelhöfer: Bühnenassistenz
Interdisziplinär