Im Rahmen unseres internationalen Theaterabends „Eurotopia“ setzen wir uns intensiv mit europäischer Geschichte, und was wir aus ihr heute lernen können, auseinander. Wir sprechen mit Künstlern, Historikern, Journalisten und Aktivisten: History revisited!
Do. 30.03.2017, 19:00-21:00, Katholische Akademie, Wintererstraße 1
Prof. Dr. Wolfgang Reinhard: Wie viel Zukunft hat Europas Vergangenheit?
Europas Geschichte – Europas Zukunft: Kann uns die Auseinandersetzung mit der Geschichte Europas Hinweise für die Bewältigung der Krise der Europäischen Gemeinschaft geben? Vor allem die Begründung Europas als Friedensprojekt nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges verstand sich als Lehre aus der Geschichte. Nie wieder sollte es Krieg unter den europäischen Staaten geben. Heute scheinen diese historischen Erfahrungen zu verblassen und keine ausreichenden Bindekräfte mehr zu entfalten. Es ist deshalb an der Zeit, die Geschichte Europas neu zu befragen und im Hinblick auf die Zukunft des unabgeschlossenen Projekts Europa zu diskutieren. Wir wollen diese Auseinandersetzung mit einem Vortrag des Freiburger Historikers Wolfgang Reinhard beginnen, der mit seiner »Globalgeschichte der Europäischen Expansion 1415-2015« eine der umfassendsten Darstellungen der europäischen Geschichte vorgestellt hat. (Anmeldung für den Vortrag unter: mail@katholische-akademie-freiburg.de oder unter 0761 31918-0)
Fr. 01.04.2017, 13:00-14:30, Winterer-Foyer
Thomas Bellinck: Zum Haus der europäischen Geschichte im Exil
Der belgische Theatermacher Thomas Bellinck wirft in seinen künstlerischen Arbeiten einen sehr speziellen Blick auf die Mechanismen der europäischen Geschichte und Sicherheitsarchitektur. Wir sprechen mit ihm über seine fiktiv-historische Ausstellung »Domo de Eŭropa Historio en Ekzilo«, das Haus der europäischen Geschichte im Exil, in der Bellinck die alte Idee vom vereinten Europa noch einmal aufleben lässt, als wäre sie längst vergangen. Aus der Zukunft zurückschauend auf unsere Gegenwart, erzählt Bellinck die irritierend reale Vision von Europas Untergang. Eine Geisterbahn der europäischen Zukunft, die keinen unberührt entlässt.
Fr. 01.04.2017, 15:00-17:30, Winterer-Foyer
Vom Zerfall europäischer Imperien
In drei parallel ablaufenden Werkstattgesprächen setzen wir uns mit europäischer Vergangenheit aus verschiedenen Perspektiven auseinander: Was können wir heute verstehen lernen, wenn wir uns den Zerfall dreier europäischer Imperien näher anschauen?
1. Vom Zerfall des römischen Imperiums: Ralph Bollmann, Journalist der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und Publizist, vertritt in seiner 2006 erschienenen Monographie „Lob des Imperiums“ die These, dass die römische Spätantike als ein Nebeneinander der Kulturen und Religionen zu den glücklichsten Perioden der Menschheitsgeschichte geführt habe. Imperiale Ordnungen, so Bollmann, seien nicht nur von größerer Liberalität und Toleranz gegenzeichnet als exklusive, kleinräumige (z.B. nationalstaatliche) Ordnungen, sondern begünstigen auch den allgemeinen Wohlstand und fördern den friedlichen Austausch von Gütern und Ideen. Mit dieser Sicht bezieht Bollmann gegen eine wohlfeile Globalisierungskritik Position: Was können wir von Rom und dem Zerfall des antiken Imperiums im „fernen Spiegel“ lernen?
2. Vom Zerfall des sowjetischen Imperiums: Was machen Politiker, wenn sie nicht mehr weiter wissen? Sie suchen nach Ideengebern wie Gerald Knaus. Der Wirtschaftswissenschaftler war an der Entwicklung des umstrittenen Flüchtlingsdeals mit der Türkei beteiligt, der jedoch an den europäischen Realitäten scheitert. Zusammen mit Freunden und Kollegen gründete er nach dem Kosovokrieg 1999 in Sarajevo die European Stability Initiative, kurz ESI. Die internationale Forschergruppe setzt sich die Förderung von Wissenschaft und Forschung über aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen in Europa zum Ziel. Die ausgiebige Erfahrung in Südosteuropa macht Gerald Knaus zum Experten für unser Werkstattgespräch zum Zerfall des Sowjetischen Imperiums.
3. Vom Zerfall der Kolonialmächte Europas: Manuela Boatcă, Professorin für Soziologie an der Universität Freiburg, verhandelt in ihrem Werkstattgespräch die koloniale Vergangenheit Europas und geht anhand von alltäglichen Artefakten auf Spurensuche nach heutigen Formen imperialer Handlungsmuster. Wieviel vom kolonialen Erbe Europas ist bis heute wirkmächtig?
Im Anschluss wird Dr. Johan Schloemann, Philologe und Historiker, der als Feuilleton-Journalist der Süddeutschen Zeitung tätig ist, die drei Werkstattgespräche auf dem Podium zusammenführen: Was können wir aus den drei imperialen Zerfallsgeschichten für Europa lernen?
VORSCHAU 2017
EUROTOPIA
Ein Theaterabend von acht internationalen Künstlerteams
Premiere: SA. 4. März 2017
DEPOT ERBE
Ein TANZFONDS ERBE Projekt
SA. 25. März bis MO. 1. Mai 2017
Theater Freiburg & Museum für Neue Kunst
ART OF THE CITIES
3. Internationales Bürgerbühnenfestival
DO. 18. bis SA. 27. Mai 2017
HUMAN TRADE NETWORK - DAS FESTIVAL
Multinationale Recherche über Menschenhandel
DO. 22. bis SO. 25. Juni 2017