Ancy-Dornot, Christophe Aubertin © Olivier Mathiotte
Ausstellung vom 20.09.-25.11.2022 im Centre Culturel Français Freiburg
Am Freitag, den 16. September, dem Abend der Freiburger Nocturne, eröffnen wir im Centre Culturel Français Freiburg die zweisprachige Wanderausstellung „Frugalité créative – weniger ist genug“.
Die zweisprachige Wanderausstellung „Frugalité créative – weniger ist genug“ präsentiert eine Vielfalt an Beispielen frugaler Architektur und bietet einen deutsch-französischen Austausch zu nachhaltigem Bauen, Wohnen und Leben. Die Ausstellung wird von einem Rahmenprogramm begleitet.
Hintergrund des Projekts:
Der Bausektor erzeugt etwa 40% der Treibhausgase und 40% der Abfälle und verbraucht dabei mehr als 40% der natürlichen Ressourcen. Sowohl in der Architektur als auch in der Stadt- und Raumplanung ist daher ein Paradigmenwechsel hin zu einer ressourcen-schonenden und kreativen Herangehensweise unumgänglich. Um diesen voranzutreiben haben Dominique Gauzin-Müller (Architektin und Publizistin), Alain Bornarel (Ingenieur) und Philippe Madec (Architekt und Stadtplaner) im Januar 2018 die Bewegung „Frugalité heureuse” (www.frugalite.org) ins Leben gerufen und das „Manifest für eine glückliche und kreative Genügsamkeit“ verfasst. Der Bund Deutscher Architekten (BDA) hat im Mai 2019 einen Text mit ähnlichem Inhalt unter dem Titel „Haus der Erde“ veröffentlicht. Das gemeinsame Ziel ist eine Architektur, die respektvoller mit natürlichen Ressourcen umgeht, die das Wissen aus tradierten Bauweisen nutzt und ein Gleichgewicht zwischen Tradition und Moderne sucht.
Die Ausstellung „Frugalité créative - weniger ist genug“ bietet einen deutsch-französischen Austausch und beleuchtet die verschiedenen Positionen anhand von Beispielen frugaler Architektur, die auf beiden Seiten des Rheins entstanden sind. Die Kuratorinnen Dominique Gauzin-Müller und Kyra Bullert haben 20 beispielhafte Bauten in Frankreich (Grand-Est) und 15 im deutschsprachigen Raum (Baden-Württemberg, Schweiz und Vorarlberg) für die Ausstellung ausgewählt. Studierende der Universität Stuttgart haben die Recherche und die ergänzende Dokumentation der 15 deutschsprachigen Projekte übernommen. Gemeinsam mit der Kommunikationsdesignerin Anna Kraus schuf der Architekt und Ausstellungsgestalter Thomas Rustemeyer eine zeitgenössische Szenografie, die das Publikum zur Interaktion einlädt. Die zweisprachige Wanderausstellung wurde am 15. März 2021 im Wechselraum des BDA in Stuttgart eröffnet. Nach zahlreichen Stationen in Deutschland und Frankreich ist sie nun ab dem 20. September im Centre Culturel Français Freiburg zu sehen.
Was ist nachhaltige Architektur?
Auf regionale Ressourcen und traditionelle Bautechniken zurückzugreifen, ist eine Strategie, die in der Architektur an Bedeutung gewinnt. In Deutschland und erst recht in Frankreich werden immer mehr Gebäude nach dem Prinzip der „Frugalität“ gebaut: Reduzierung des Flächen-, Rohstoff- und Energieverbrauchs. Kurze Lieferketten und der Einsatz regionaler Materialien helfen, Kosten und schädliche Emissionen zu minimieren und gleichzeitig lokale Arbeitsplätze zu schaffen. Bauen mit Strohballen? Skeptiker gibt es immer noch viele, aber Hunderte von großen öffentlichen Einrichtungen und Sozialwohnungen, die im letzten Jahrzehnt in Frankreich gebaut wurden, sind mit diesem reichlich vorhandenen Nebenprodukt der Landwirtschaft gedämmt.
Auf einem Planeten, dessen Ressourcen und Artenvielfalt schwinden, sollten „Bescheidenheit und Angemessenheit“ ein Leitmotiv werden.
Das „Manifest für eine glückliche und kreative Genügsamkeit“ ist der Ausgangspunkt des Projekts. Es appelliert an eine kollektive Intelligenz, denn „die Genügsamkeit lehnt den technologischen Ansatz ab und setzt auf die aktive Beteiligung der Nutzer. Nicht das Gebäude ist intelligent, sondern seine Bewohner“ schreiben die drei Co-Autoren in ihrem engagierten Text, der im Januar 2021 bereits von mehr als 11.500 Menschen weltweit unterzeichnet wurde (www.frugalite.org).
Unter den etwa dreißig Gruppen, die sich in Frankreich und im Ausland gebildet haben, um lokale Lösungen zu unterstützen, sind die in der Region Grand Est besonders aktiv. In Lothringen wird die Gruppe von Christophe Aubertin geleitet, im Elsass von François Liermann. Beide sind auch Partner in diesem Ausstellungsprojekt. Die in der Ausstellung präsentierte Kartierung der regionalen Materialien und Bezugsquellen (Sägewerke, Steinbrüche, etc.), der Handwerksbetriebe und inspirierenden Gebäude, sollen die Besucher anregen sich abseits der ausgetretenen Pfade zu bewegen und sie ermutigen sich am notwendigen ökologischen und gesellschaftlichen Wandel zu beteiligen.
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