Deutschland 2018 | 123 Minuten
Regie: Oliver Haffner
Darsteller: Johannes Zeiler, Anna Maria Sturm, Peter Jordan, Fabian Hinrichs, Florian Brückner
Wackersdorf: Der Bau einer atomaren Wiederaufbereitungsanlage soll die Wirtschaft ankurbeln – doch Landrat Schuirer beschleichen zunehmende Zweifel an dem vermeintlich ungefährlichen Vorhaben… Hintergründiges Polit-Drama über den oberpfälzischen WAA-Protest in den Achtzigern!
Oberpfalz, 1980er Jahre: Die Arbeitslosenzahlen steigen und der Landrat Hans Schuierer (Johannes Zeiler) steht unter Druck, Perspektiven für die Bevölkerung zu schaffen. Da erscheinen ihm die Pläne der Bayerischen Staatsregierung wie ein Geschenk: In der beschaulichen Gemeinde Wackersdorf soll eine atomare Wiederaufbereitungsanlage (WAA) gebaut werden, die wirtschaftlichen Aufschwung für die ganze Region verspricht. Doch als der Freistaat ohne rechtliche Grundlage mit Gewalt gegen Proteste einer Bürgerinitiative vorgeht, die sich für den Erhalt der Natur in ihrer Heimat einsetzt, steigen in Schuierer Zweifel auf. Vielleicht ist die Anlage doch nicht so harmlos wie behauptet. Er beginnt nachzuforschen und legt sich mit der mächtigen Strauß-Regierung an…
Heutzutage weiß man nur zu gut um die Risiken, die der Bau einer Wiederaufbereitungsanlage von Kernbrennstoffen mit sich bringt. 1985 befand man sich dagegen noch kurz vor dem ersten großen Super-GAU in der Menschheitsgeschichte und hatte die möglichen Folgen eines Atomunglücks massiv unterschätzt. Die bayerische Gemeinde Wackersdorf wurde in genau dieser Zeit zum Sinnbild aufkeimender Beunruhigung, als sich eine ganze Dorfgemeinschaft gegen den Bau eines solchen Betriebsgeländes engagierte und sich nicht zuletzt aufgrund der Tschernobyl-Katastrophe ein Jahr nach Baubeginn gegen die Pläne durchsetzen konnte. In seinem Tatsachen-Drama WACKERSDORF konzentriert sich Regisseur Oliver Haffner (EIN GESCHENK DER GÖTTER) konsequent auf die politischen Aspekte der Ereignisse. Im Zentrum seiner Erzählung steht das Engagement des Protagonisten Hans Schuirers – dessen unverhohlene Gespräche mit dem unangenehm-schmierigen Karl-Heinz (Florian Brückner) als Repräsentant des Bauvorhabens erzeugen eine Dynamik, deren Eindeutigkeit gefällt. Nach und nach kann sich das Publikum in die Gedanken der zunächst ein wenig hysterisch gezeichneten WAA-Gegner hineinversetzen, bis sich der auf der Leinwand entfaltende Zusammenhalt gegen die Baupläne gänzlich überträgt. Haffner inszeniert die Geschichte derart realistisch und bodenständig, dass man am Ende genau zu wissen glaubt, wie alles abgelaufen ist. Und die Fernsehausschnitte aus den Achtzigerjahre-Nachrichten unterstreichen wirkungsvoll, dass dieses packende Polit-Drama keine Fiktion ist, sondern einmal beklemmende Wirklichkeit war. Ein filmisches Denkmal an die couragierten Bürgerinnen und Bürger aus der Oberpfalz – und ein überzeugendes Plädoyer für demokratische Werte und Bürgerengagement!
Ausgezeichnet mit dem Publikumspreis auf dem Filmfest München!
Filmgespräch mit Regisseur Oliver Haffner am Dienstag, 25.9., um 20.30 Uhr im Kandelhof!
Filmstart im Kandelhof Freiburg ab Donnerstag, 20.9.
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