Regisseur von „Bonnie and Clyde“ wird mit einer Werkschau geehrt
Arthur Penn gehört zu den Regisseuren, deren Filme wohl bekannter sind als sie selbst. Am 27. September 1922 wurde er als Sohn eines Uhrmachers und einer Krankenschwester in Philadelphia geboren. Mit 19 wurde er in die Armee eingezogen und entwickelte dort Interesse am Theater. Penn inszenierte bald darauf Stücke an einem umherziehenden Fronttheater. Nach dem Krieg studierte er an der freien Kunsthochschule Black Mountain College bei Dozenten wie Merce Cunningham, Buckminster Fuller, Cy Twombly oder Bauhaus-Größen wie Josef Albers und Walter Gropius. Anschließend begann er als Live-Fernsehregisseur zu inszenieren. Aufgrund fehlender Speicher- und Wiedergabemöglichkeiten wurden Fernsehfilme damals live gespielt und ausgestrahlt, was aufgrund ausfallender Kameras und sonstiger Unwägbarkeiten viel Improvisationsvermögen verlangte. Trotz seiner vielfältigen Erfahrungen und wachsendem Interesse am Kinofilm, welches durch Ingmar Bergman, Orson Welles „Citizen Kane“ und die Nouvelle Vague geprägt wurde, gelang es Penn nicht, in Hollywood Fuß zu fassen: Das damalige Kino-Establishment akzeptierte keine „dahergelaufenen“ Fernsehleute. Immerhin gelang es ihm 1958 mit dem modernen Western „Billy the Kid“ seinen ersten Kinofilm zu drehen – mit Paul Newman in der Hauptrolle. Anschließend verschlug es Arthur Penn an den Broadway, wo seine Produktionen mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurden. Mit dem Oscar-nominierten „Licht im Dunkel“ schuf er 1962 eine äußerst überzeugende Kino-Adaption eines seiner erfolgreichsten Broadway-Stücke.
Nach dem Nouvelle Vague inspirierten „Mickey One“ mit Warren Beatty in der Hauptrolle und dem Thriller „Ein Mann wird gejagt“ („The Chase“) mit Marlon Brando, Jane Fonda und Robert Redford, zeigte Penn erneut, dass er den Finger auf dem Puls des Zeitgeists hatte: Mit „Bonnie und Clyde“ schuf er 1967 einen der einflussreichsten Filme aller Zeiten. Mit Warren Beatty und Faye Dunaway in den Hauptrollen setzte er seine Antihelden in die Zeit der großen Depression und ließ sie als Gangsterpaar auf einer selbstzerstörerischen Tour de force die Freiheit und Wahrheit suchen – welche gleichzeitig wunderschön, brutal und roh sowie auch sehr gefühlvoll ist. Der erste Kinostart war ein Flop, auch bei der Kritik. Erst ein zweites Release führte zu überwältigendem Erfolg des wegbereitenden Filmes. „Der Film ist in die Körper der jungen Zuschauer gefahren wie ihr erster Schluck Scotch und hat nichts unberührt gelassen, weder die Art zu reden noch ihre Kleider oder Manieren.“ – David Thomson
Zwei Jahre später drehte er die gleichfalls Oscar-nominierte Tragikomödie „Alice’s Restaurant“, in der Penn einen kritisch-melancholischen Blick auf Hippie-Bewegung und Kommunen wirft. Darauf folgte die satirisch-tragische Westernparabel „Little Big Man“ mit Dustin Hoffman, sowie der meisterhafte Thriller „Night Moves“ mit Gene Hackman. Ein Highlight im Spätwerk Arthur Penns ist „Vier Freunde“ von 1981, in dem er sich wieder in die 60er begibt – mit Vietnamkrieg, Bürgerrechten und Drogenkonsum als Hintergrund. Doch ist der mitreißende Film gleichzeitig ein wunderbarer Abschluss des Werkes von Arthur Penn: Sehr gefühlvoll erzählt er die Geschichte vier jugendlicher Freunde, die gemeinsam ihre Welt und das Leben erkunden und doch auch an Grenzen stoßen.
Arthur Penn starb am 28. September 2010 in seiner Wahlheimat New York. Er schuf zeitlos bewegende Filme, die sich immer wieder zu entdecken lohnen.
Filme in der Filmreihe:
Dienstag, 05.07.2011 20:00 Uhr Licht im Dunkel
Dienstag, 12.07.2011 20:00 Uhr Bonnie und Clyde (En. OmU)
Dienstag, 26.07.2011 20:00 Uhr Alice’s Restaurant
Dienstag, 02.08.2011 20:00 Uhr Vier Freunde (En. OV)
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