Dokumentarfilme haben in der Kinolandschaft einen schweren Stand. Häufig thematisieren sie Probleme, sind schwer verdaulich, langatmig und oft moralisierend. So zumindest die gängigen Vorurteile. Wer ins Kino geht, möchte in der Regel unterhalten werden und sich nicht mit gesellschaftlichen Problemen auseinandersetzen.
Aber warum eigentlich nicht? Auch viele Spielfilme (von den großen Hollywood-Blockbustern vielleicht einmal abgesehen), insbesondere diejenigen, die dem Genre „Drama“ angehören, thematisieren auf ihre Art und Weise gesellschaftliche Auswüchse und Probleme. Doch irgendwie schrecken viele Zuschauer offenbar vor Dokumentationen zurück, wie die Zuschauerzahlen zeigen. Warum eigentlich? Es gibt zahlreiche Dokumentarfilme, welche mindestens genauso unterhaltsam sind wie eine Komödie (nur meistens nicht so platt), genauso fesselnd wie ein packendes Drama, genauso spannend wie ein guter Krimi. Nur eben realistischer. Während man bei Spielfilmen in das erfundene Geschehen eintaucht, in dem sicheren Bewusstsein, dass ja alles nur erfunden war, lädt der Dokumentarfilm dazu ein, auch später noch über das Gesehene nachzudenken.
Wer schon einmal einen schlechten Dokumentarfilm gesehen hat weiß, dass es gar nicht so einfach ist, eine Doku so aufzubauen, dass sie abwechslungsreich ist, nicht langatmig wird, sich nicht wiederholt und gegebenenfalls sogar amüsant ist. Dennoch gibt es zahlreiche Dokumentarfilmer, die diesen Spagat zwischen der Botschaft, die sie übermitteln möchten und dem Unterhaltungsfaktor bravourös meistern, so dass man nach dem Kinobesuch gar nicht unbedingt das Gefühl hatte, einen „trockenen“ Dokumentarfilm gesehen zu haben.
Drei dieser Filmemacher stellen wir in unserer aktuellen Reihe vor: Den Schweizer Christian Frei, der mit „War Photographer“ sogar für einen Oscar nominiert war und zudem der Vorführung seiner aktuellen Doku „Space Tourists“ beiwohnen wird. Den deutschen Regisseur Fatih Akin, der sonst ja eher für seine Spielfilme gefeiert wird aber eben auch eine wunderbare Dokumentation über die Musikszene Istanbuls gedreht hat sowie Stuart Samuels mit seiner Hommage an die schrägen Kultfilme der Siebziger, die sogenannten “Midnight Movies“.
Der aka-Filmclub lädt alle Studenten und Filmfreunde ein sich am bunten Angebots-Potpourri der Reihe zu erfreuen und vielleicht auch die Welt der Dokumentarfilme für sich zu entdecken. Die Vorführungen finden um 20 Uhr im HS 2006 des Kollegiengebäudes II (Platz der alten Synagoge) statt. Weitere Informationen auch unter www.aka-Filmclub.de.
Terminübersicht
Donnerstag, 25.04.2013 Crossing The Bridge
Donnerstag, 02.05.2013 War Photographer
Mittwoch, 08.05.2013 Space Tourists
Donnerstag, 16.05.2013 Midnight Movies
Synopsen
Crossing The Bridge
Regie&Buch: Fatih Akin Kamera: Alexander Hacke, Baba Zula, Orient Expressions, Duman, Replikas, Erkin Koray Produktion: D/TK, 2005 - Länge: 90 min. Fassung: 35 mm, OmU
Als einzige Stadt weltweit wurde Istanbul auf zwei Kontinenten erbaut. Fathi Akin macht sich mit dem Bassisten der Band „Einstürzende Neubauten“ auf den Weg der musikalischen Vermischung von Orient und
Okzident nachzuspüren.
War Photographer
Regie&Buch: Christian Frei Musik: David Darling Darsteller: James Nachtwey, Christiane Amanpour, Hans-Hermann Klare, Christiane Breustedt Produktion: CH, 2001Länge: 96 min. Fassung: 35 mm, OmU In dieser ruhigen nachdenklichen Dokumentation portraitiert Frei den Kriegsfotografen James Nachtwey, der mit seinen Bildern versucht, auf dem schmalen Grad zwischen Marktorientierung und Humanität, auf seine Weise den Frieden auszuhandeln.
Space Tourists
Regie&Buch: Christian Frei Musik: Eduard Artemyev, Jan Garbarek Darsteller: Anusheh Ansari, Jonas Bendikson Produktion: CH, 2009 Länge: 98 min. Fassung: 35 mm, OmU
Christian Frei will herausfinden, was aus dem alten Menschheitstraum der Weltraumreisen geworden ist. Eine unterhaltsame und spannende Doku mit wunderschönen Bildern.
Midnight Movies
Regie: Stuart Samuels Buch: Victor Kushmaniuk, Stuart Samuels Musik: Eric Cadesky, Nick Dyer Darsteller: George A. Romero, Alejandro Jodorowsky, John Waters, Perry Henzell Produktion: CAN/USA, 2005 Länge: 88 min. Fassung: 35 mm, OmU
Regisseur Stuart Samuels zeichnet die Geschichte von sechs Kultfilmen nach, u.a. „Die Nacht der lebenden Toten“ und „The Rocky Horror Picture Show“, welche typischerweise in der Mitternachtsvorstellung
liefen.
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